Christian Wedel

Kein Reiseblog

Als ich vor vielen Jahren nach meiner ersten großen Reise zurückgekommen bin saß ich bei meiner Großmutter in der Küche und erwähnte, dass ich den Jakobsweg gelaufen sei und wollte gerade darauf verweisen, dass er mich als Menschen komplett geändert hatte, ich nicht mehr der Selbe bin wie davor, meine Welt, meine Ziele im Leben, jetzt alles anders ist, wurde aber von ihr unterbrochen. Sie sprang vom Küchentisch auf, holte schnell aus dem Wohnzimmer ein Buch und legte es auf den Tisch: „Ich bin dann mal weg“. Sie hatte dieses wunderbare Buch gelesen, es war sehr lustig und unterhaltsam und sie erzählte mir die gesamte Story. Zwischendurch fragte sie mich Sachen wie: „Stimmt es, dass die Herbergen voller Bettwanzen sind?“ „Naja… ähm… eigentlich…“ „Egal, jedenfalls hat er so lustig von diesen Bettwanzen geschrieben und ist dann immer ins Hotel gegangen. Für mich wäre das ja nichts. Diese Herbergen. Aber ich bin ja eh viel zu alt.“

In diesem Moment wurde mir klar, dass Reden über Reisen eigentlich unmöglich ist. Selbst wenn meine Großmutter mir zugehört hätte, hätte ich nicht erzählen können, was wirklich passiert ist, weil ich es selbst gar nicht so genau wusste. Ich meine, wie willst du diesen Moment erklären, in dem eigentlich nichts passiert, aber gleichzeitig alles?