Christian Wedel - Reiseblog

Extremsituation in Schweden

Ich muss gestehen, die letzten Wochen waren nicht leicht für mich. Etwas grundsätzliches hat sich in meinem Alltag verändert und es liegt hauptsächlich an den äußeren Umständen, nicht an mir. Wie alle meine Probleme. Naja nicht alle. Manchmal liegt es daran, dass ich zu nett bin oder zu klug oder nicht rechtzeitig gesehen habe, dass sich alle gegen mich verbünden… (* Manchmal übertreibe ich bewusst und sage Dinge, die ich genau andersherum meine, um Dinge humorvoll anzusprechen, die auf eine charakterliche Ambivalenz verweisen, die wir, wenn wir ganz ganz ehrlich sind, alle in uns tragen, aber selten zu denken wagen, weil wir tragischer Weise gelernt haben uns selbst als unfehlbar zu definieren und uns deshalb viel zu oft selbst im Weg stehen, um perfekte Beziehungen aufzubauen und zu halten.)

Sechs Wochen sind wir jetzt schon in Schweden und ich habe nur einen einzigen Coffee to go gekauft und unterwegs getrunken. Damit ist mein Outdoor Kaffeekonsum pro Woche um etwa 3 Liter gesunken. Hauptsächlich liegt es an der desaströsen Coffee to go Infrastruktur in unserem Ort. Die meisten Cafés haben geschlossen, keine Kaffeeautomaten am Strand und es gibt nur ein sporadisch geöffnetes Hipster-Café mit Pumpkin-Spice-Vanilla-Cinnamon-Latte-Machiato für 6EUR pro enttäuschendem Schluck. Diesen ganzen extravaganten Firlefanz braucht ja keiner. Mir reicht ein ganz normalen Americano. Also natürlich keinen Filterkaffee, sondern einen ganz einfachen doppelten Espresso mit etwas Wasser aufgegossen. Aus einer normalen Siebtragermaschine. 1/3 Espresso und 2/3 heißes Wasser. Genau 93.0 Grad. Ganz normaler Bio und Fairtrade Espresso, wie immer 100% Arabica, nicht zu fruchtig, aber auch nicht zu mild, voller Körper und wenn möglich so ein ganz leichtes natürliches Vanille Aroma. Vielleicht aus Peru oder Mexiko. Mexikanischer Maragogype wäre super, der ist nicht zu sauer, aber trotzdem fruchtig (Das sind diese besonders großen Bohnen), muss aber nicht sein. Hauptsache nicht länger als 14 Tage nach der Röstung gelagert oder besser ganz frisch geröstet und sowieso direkt vorher gemahlen. Dann ab in den Pappbecher, Plastikdeckel oben drauf und los gehts. Eben einen ganz normalen Coffee to go. Ohne Firlefanz.

Übrigens, falls hier Freunde, Verwandte, richtig gute Geschäftspartner oder sonstige potentielle Geschenkgeber mitlesen, wäre 1kg jamaikanischer Blue Mountain Espresso oder ein vergleichbarer Kaffee ein super Weihnachtsgeschenk. Nur lieber nicht wieder Black Ivory. Ich meine, es ist ja nett gemeint gewesen und ich weiß, dass der teuer war und so, aber jedesmal, wenn ich meinen Gästen einen Black Ivory Kaffee anbiete und das Wort “Elefantenkacke” fällt, trinken plötzlich alle lieber Tee, weil der angeblich gesünder ist. Naja und ich selbst wähle dann doch auch lieber die unverdaute Kaffeesorte. Jetzt stehen da 10kg von dem Zeug in meinem Keller. Einen Kleinwagen hätte man davon kaufen können, aber das Zeug jetzt auf eBay zu verkaufen ist ja auch irgendwie unhöflich. War ja ein Geschenk. Einmal hatte ich versucht einen Kopi Luwak aus dem Black Ivory zu machen und meiner Katze ein paar Bohnen angeboten. Danach war sie total aufgedreht und hat innerhalb von 2h 14 Mäuse und 5 Vögel angeschleppt. Irgendwie hatte ich dann auch wieder vergessen den Katzenkaffee zu ernten. Der liegt jetzt wahrscheinlich irgendwo im Sandkasten der Nachbarn. Die werden die sich freuen, wenn die das finden. Ist ja pures Gold wert.

Jedenfalls bin ich schon 6 Wochen an einem Ort an dem es keinen vernünftigen Coffee to go gibt und ich würde ja gerne sagen, dass es mir nichts ausmacht und ich nicht so an materiellen Dingen hänge und die Natur ist auch so wunderbar und hauptsache gesund und hauptsache Arbeit (das haben früher immer alle gesagt, habe ich aber nie verstanden), aber es ist verdammt hart und ich denke ständig dran. Komme aber damit klar.

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